Erklärung Assisi 2002
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Am interreligiösen Friedensgipfel in Assisi 2002 wurde
nachfolgende Abschlusserklärung von Delegierten aus 12 Weltreligionen und 31 christlichen Kirchen unterzeichnet.
Gemeinsame Verpflichtung für den Frieden (Assisi, 24. Jänner 2002): | |
Versammelt hier, in Assisi, haben wir
gemeinsam über den Frieden reflektiert,
der Geschenk Gottes und Gut der
gesamten Menschheit ist. Auch wenn wir
unterschiedlichen religiösen Traditionen
angehören, bekräftigen wir, dass es zum
Aufbau des Friedens nötig ist, den
Nächsten zu lieben und die Goldene Regel
zu beachten: "Tu dem anderen das, was
Du willst, das dir getan wird."
In dieser Überzeugung werden wir nicht
müde, in der großen Baustelle des
Friedens zu arbeiten und dazu (halten wir
fest):
1. Wir verpflichten uns, unsere feste
Überzeugung zu proklamieren, dass
Gewalt und Terrorismus im Kontrast zu
einem echten religiösen Geist stehen. Wir
verurteilen jeden Rückgriff auf Gewalt und
Krieg im Namen Gottes oder der Religion
und verpflichten uns, alles Mögliche zu tun,
um die Ursachen des Terrorismus
auszumerzen.
2. Wir verpflichten uns, die Menschen zu
gegenseitigem Respekt und gegenseitiger
Hochachtung zu erziehen, damit sich ein
friedliches und solidarisches
Zusammenleben zwischen den
Angehörigen unterschiedlicher Ethnien,
Kulturen und Religionen realisieren lässt.
3. Wir verpflichten uns, die Kultur des
Dialogs zu fördern, damit gegenseitiges
Verständnis und Vertrauen zwischen den
Einzelnen und Völkern wachsen, die
Voraussetzung für einen echten Frieden
sind.
4. Wir verpflichten uns, das Recht jeder
menschlichen Person auf ein würdiges
Leben gemäß seiner eigenen kulturellen
Identität zu verteidigen - und auf die freie
Gründung einer eigenen Familie.
5. Wir verpflichten uns zum aufrichtigen
und geduldigen Dialog, nicht um
aufzuspüren, wie sehr uns unüberwindbare
Mauern trennen, sondern um im Gegenteil
zu erkennen, dass die Begegnung mit
einer anderen Realität zu besserem
gegenseitigen Verständnis beitragen kann.
6. Wir verpflichten uns, uns gegenseitig
die Irrtümer und Vorurteile in
Vergangenheit und Gegenwart zu
verzeihen. Wir müssen uns im
gemeinsamen Bemühen unterstützen,
Egoismus und Missbrauch, Hass und
Gewalt zu besiegen, und aus der
Vergangenheit zu lernen, dass Friede
ohne Gerechtigkeit kein echter Friede ist.
7. Wir verpflichten uns, an der Seite der
Leidenden und Verlassenen zu stehen und
uns zur Stimme derer zu machen, die
selber keine Stimme haben. Wir müssen
konkret an der Überwindung solcher
Situationen mitwirken, in der Überzeugung,
dass niemand allein glücklich sein kann.
8. Wir verpflichten uns, uns den Schrei
derer zueigen zu machen, die nicht vor
Gewalt und vor dem Bösen resignieren.
Wir wollen mit all unseren Kräften dazu
beitragen, der Menschheit unserer Zeit
eine echte Hoffnung auf Gerechtigkeit und
Frieden zu geben.
9. Wir verpflichten uns, jede Initiative zu
ermutigen, die Freundschaft zwischen den
Völkern fördert, in der Überzeugung, dass
technologischer Fortschritt ein steigendes
Risiko von Zerstörung und Tod für die Welt
einschließt, wenn solidarisches
Einverständnis unter den Völkern fehlt.
10. Wir verpflichten uns, die
Verantwortlichen der Nationen
aufzufordern, alle Anstrengungen zu
unternehmen - auf nationaler wie
internationaler Ebene - dass eine Welt in
Solidarität und Frieden erbaut und
gefestigt wird - auf der Grundlage von
Gerechtigkeit.
Wir, Angehörige von unterschiedlichen
religiösen Traditionen, werden nicht müde,
zu proklamieren, dass Frieden und
Gerechtigkeit nicht voneinander zu
trennen sind, und dass Frieden in
Gerechtigkeit die einzige Straße ist, auf
der die Menschheit in eine Zukunft der
Hoffnung gehen kann. Wir sind überzeugt,
dass in einer Welt mit immer offeneren
Grenzen und immer kürzeren
Entfernungen, in der die Beziehungen
durch ein dichtes Netz von Kommunikation
immer leichter werden, Sicherheit, Freiheit
und Frieden nicht durch Gewalt sondern
nur durch gegenseitiges Vertrauen
garantiert werden können.
Möge Gott unsere Vorschläge segnen und
der Welt Gerechtigkeit und Frieden
schenken.
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